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Die poetische Kolumne von


Freude, schöne Götterfunzel!

Zuerst möchte ich ganz uneigennützig erwähnen, dass ich gerade ein neues Programm geschrieben und aufgenommen habe, welches unter seinem Mädchennamen "GäxBomb!" die nächsten zwei Jahre durch das Land geistern wird.

Warum ich das erwähne? Sicher nur als sehr passende Einleitung zum Thema und nicht etwa als plumpe Schleichwerbung, um ein teures Inserat zu sparen und mir damit das kärgliche Kolumnen-Honorar etwas aufzumotzen, obwohl, wenn ich es mir so recht überlege.....
ein cleverer Schachzug.

Bin ich möglicherweise doch ein bisschen schlauer, als es meine Bühnenprogramme den einen oder anderen vermuten lassen? Das ist jedenfalls der Tenor der Zuschriften, die ich bekomme: Gratuliere zur letzten Kolumne, das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut! Das hat man halt davon, wenn man seit bald vierzig Jahren mit Gäx seinen Lebensunterhalt verdient. Da kann jeder, auch ein Humorloser, seinen Senf dazu geben.

Das kannte ich aber schon aus meiner Zeit als Lehrer. Dem Lehrer kann jeder dahergelaufene Vater seine Meinung geigen, denn in der Schule war jeder einmal und somit ist jeder ein Experte.

Deshalb sage ich heute, ohne arrogant wirken zu wollen: Es ist mir wurscht, wurschter geht's nicht.

Ich habe meinen Komiker-Job immer klar als Unterhaltung deklariert und immer betont, dass ich exakt das Gleiche mache wie ein Bäcker oder Metzger. Ich verkaufe einfach Gäx. Wenn es den Leuten schmeckt, läuft das Geschäft, wenn nicht, muss ich jämmerlich verhungern. Da ist dann keine Pro Helvetia, Pro Cultura oder Pro Artista, die einen unterstützt.

Da ist man noch froh, dass es die Pro Senectute gibt. Aber ich will nicht jammern, Komiker ist ein gutbezahlter Job, man kann sich dumm und dämlich verdienen. Das hatte ich zum Glück nie nötig, ich war ja schon dumm und.............sehen Sie, jetzt habe ich schon Vorurteile gegen mich selber, wo ist mein Therapeut! Wenn man mit solchen Nebenwirkungen des Jobs nicht leben kann, ist man am falschen Ort. Und man will ja eigentlich nur eines, den Leuten Freude bereiten, Punkt.

Wo kann man sich heute noch so richtig freuen?

Ich zum Beispiel habe mich über den milden Winter wahnsinnig gefreut, aber nur innerlich. Wie oft haben wir alle schon geschwärmt, es wäre doch schön, in Spanien zu überwintern. Jetzt hat der spanische Winter bei uns stattgefunden, ich darf mich aber nur heimlich freuen, denn es steckt ja der böse Klimawandel dahinter.

Da sind wir beim Thema: Ich kann mich heute nur noch freuen, wenn ich gleichzeitig das Denkgehäuse abschalte, denn sonst wird mir jede Freude sofort verdorben. Kleine Freuden, wie zum Beispiel ein Erdbeertörtli oder ein Cordonbleu sind doch nur so lange erfreulich, bis sich der Spielverderber Hirni einschaltet und die Liste von "Kalorienzunahme, artgerechter Haltung, Transport um die halbe Welt, etc." ins Spiel bringt.

Oder grosse Freuden, wie das Glück, Kinder zu haben, aufwachsen zu sehen, zu beobachten, wie sie ihren eigenen Weg gehen, sind doch nur so lange richtige Freuden, bis Gevatter Hirni etwas von kommenden Umweltkatastrophen, Überbevölkerung und so gigantischer Verschuldung faselt, dass einem die Freude auf direktem Weg in die Windel fährt.

Können Sie sich noch über ein Sonnenbad freuen? Sicher nur, wenn Sie den Sonnenschutzfaktor 860 eingerieben haben oder eine Burka tragen. Einerseits sollten wir an die Sonne, denn es mangelt uns ja nicht nur an Omega 3, Folsäure, etc. sondern auch an Vitamin D! Andererseits wird jedes lumpige Sonnenbrändchen auf Jahre in der Haut gespeichert.

Sehnen Sie sich auch ab und zu in die Zeit zurück, als man all dies noch nicht wusste? Als man seinen Löffel noch mit 60 oder 70 abgeben konnte und nicht geschlagene 90 werden musste, um die Chance zu haben, Krankheiten zu erleben, die erst im hohen Alter auftreten, und sich als Belastung für die Gesellschaft zu fühlen? Tönt ketzerisch, riecht aber leider nach Wahrscheinlichkeit. Drum:

Freude, schöne Götterpfunzel,
helle uns das Leben auf!

Geniessen und schätzen Sie doch einfach jeden Freudebereiter, jeden Pausenclown und denken Sie nicht sofort: Ich habe mich zwar halbtot gelacht, aber wieder sind zwei Stunden meines Lebens durch die Sanduhr gerieselt. Freuen Sie sich! Das ist ein Befehl!



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